Misty Day

Ich habe kürzlich ein neues Composing für meine ???Day-Reihe erstellt, die das Thema Klimawandel, bedrohte Lebensräume surreal aufgreift. Dabei konnte ich endlich den Flamingo, den ich schon lange für ein Bild dieser Serie im Kopf hatte und der sich bereits freigestellt auf meiner Festplatte befand in ein weiteres Motiv einbauen, dass ich vor Jahren in Köln aufgenommen habe und seitdem auch auf eine Verwendung wartete.

Im Gegensatz zu BadDay oder ColdDay, wird bei diesem Projekt der Hintergrund nicht komplett neu erstellt, sondern ein fertiges Bild verwendet, das jedoch mittels Filtern und Wettereffekten letztendlich eine leicht surreale Szenerie darstellt. Ich möchte euch zunächst das Ausgangsmaterial zeigen. Flamingo und Hinterhof besaß ich ja bereits, die Pfütze musste noch fotografiert werden; was bei dem aktuellen Wetter eine leichte Aufgabe darstellte. Ich habe hier bewusste einen Platz mit grauem Untergrund/Steinchen aufgesucht, da ich wusste, dass sich eine neutrale Farbe leichter in ein Composing einsetzen bzw. mittels Ebeneneffekten einblenden lässt.

mistyday_ausgangsmaterial

Wir beginnen damit, uns ein leeres Dokument mit der gewünschten Bildgröße zu erstellen und laden anschließend das für den Hintergrund vorgesehene Bild, welches für per Drag&Drop in unser leeres Dokument ziehen. Dadurch taucht unser Hinterhof bereits als Ebene in unserem Arbeitsdokument auf und wir können mittels Bearbeiten → Transformieren → Perspektivisch etwaige Verzerrungen entfernen und das Bild über Bearbeiten → Frei transformieren auf die volle Größe ziehen. Leichte Unschärfen durch Vergrößerungen sind hier nicht ganz so tragisch, da es sich a) um den Huntergrund handelt und b) am Ende ein leichter Nebel die Details eh überlagern wird. Dennoch müssen wir das Bild weiter anpassen. Zunächst sollen die Schatten aufgehellt werden. Damit wir die nun kommenden Änderungen auch später noch verändern können, wandeln wir den Hinterhof in ein SmartObject um. Dazu klicke ich mit der rechten Maustaste auf die Ebene und wähle In Smart-Objekt konvertieren. Nun können wir bedenkenlos an den Reglern spielen und die Tiefen etwas aufhellen. über Bild → Korrekturen → Tiefen/Lichter gelangen wir in einen Dialog, in dem wir für die dunklen und die hellen Bildbereiche passende Parameter ausprobieren können.

mistyday_tl

Ich dupliziere die Ebene, indem ich sie einfach mit der Maus auf das kleine Symbol links neben dem Papierkorb ziehe, der sich unten rechts in der Ebenenpalette befindet. Ich schärfe diese neue Ebene mittels eines Hochpassfilters (Filter → Sonstige Filter → Hochpass, 3px Radius) und blende das Ergebnis über den Ebeneneffekt Ineinanderkopieren über unseren originalen Hinterhof. Da ich jedoch lediglich den Vordergrund nachschärfen möchte, bekommt diese Hochpassebene eine Ebenenmaske (die graue Fläche mit dem hellen Kreis unten in der Ebenenpalette) verpasst, auf der ich genau definieren kann, welcher Teil dieser Ebene letztendlich sichtbar ist. Alles, was auf dieser Ebenenmaske weiß ist, ist sichtbar, alles was ich mit schwarz überpinsel, wird ausgeblendet.

mistyday_schaerfen

Nun müssen im Prinzip noch zwei Dinge verändert werden, um den Hinterhof für das Composing passend zu machen. An dem Tag, als ich den Hinterhof fotografiert habe, war es sehr sonnig. Das macht sich in den starken Schatten bemerkbar, die wir ja bereits entfernt haben, aber auch an Spiegelungen und Objektivfehlern. Zunächst möchte ich die lila Farbsäume an den mittleren Fenstern entfernen und anschließend werden die spiegelnden Scheiben etwas abgedunkelt, damit sie wie die leicht grauen Scheiben im linken Bildbereich aussehen.

Gegen die Farbsäume erstellen wir eine Einstellungsebene Farbton/Sättigung (Einstellungsebenen finden sich unten in der Ebenenpalette nach einem Klick auf den schwarz/weißen Kreis), wählen im Dialog die Farbtöne Magenta und Blau und verringern dort die Sättigung. Wieder können wir mittels Ebenenmaske durch das Malen mit schwarzer und weißer Farbe bestimmen, auf welchen Bildteil sich unsere Änderung auswirken soll.

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Zum Abdunkeln der Fenster verwende ich eine Einstellungsebene Belichtung und ziehe die Regler für Belichtung und Spreizung leicht nach unten. Anschließend das bekannte Spiel mit der Ebenenmaske um den Effekt auf die Fensterfläche zu beschränken. Statt der Einstellungsebene Belichtung hätte ich auch Tonwertkorrektur, Gradationskurve, Helligkeit/Kontrast usw. verwenden können. Merke: Es gibt für jede Funktion in Photoshop bestimmt zehn weitere Varianten das Problem zu lösen und mindestens eine ist immer besser als die, die man selber kennt und/oder verwendet!

Nun möchte ich den starken Schlagschatten an der linken Mauer etwas abschwächen und den hellen Bereich oben an der rechten Wand etwas abdunkeln. Es soll einfach nach etwas weniger Sonne aussehen. Das linke Problem löse ich, indem ich einen ausreichend großen Teil der Mauer in der Mitte markiere und eine Kopie davon erstelle (das Symbol links neben dem kleinen Papierkorb, ihr erinnert euch). Diese rechteckige Kopie ziehe ich nach unten an die Mauer heran, so dass sie den Schatten überdeckt. Nun kann ich wieder mittels Ebenenmaske und dieses Mal einer weichen Pinselspitze etwas Mauer entfernen und so den Übergang von unserem Original in unsere Mauerkopie verschleiern. Es gilt lediglich darauf zu achten, dass die Fugen der Ziegel passen und im Bereich des Graffitis muss man mit einem feinen Pinsel wieder etwas zurückmalen. Eigentlich eine Sache von ein, zwei Minuten. Mit einer Einstellungsebene Gradationskurven, die ich per Schnittmaske mit meiner neuen Mauer verknüpfe (dafür klicke ich mit gedrückter ALT-Taste zwischen die beiden Ebenen), kann ich das neue Mauerstück kontrasttechnisch angleichen, indem ich eine leichte S-Kurve in die Gradationskurve bringe.

Da mir für die rechte Mauer kein ausreichend großes Stück “Ersatz” zur Verfügung steht, verwende ich hier eine Einstellungsebene Tonwertkorrektur, in der ich die Mitten stark abdunkle. Mittels Ebenenmaske beschränke ich die Einstellungsebene auf den zu hellen Teil der Mauer; muss dafür jedoch mit einem weichen Pinsel über den Übergang zwischen Sonne und Schatten malen, was sichtbar unschöner ist, als auf der anderen Seite, wo man wesentlich besser kaschieren konnte.

mistyday_mauerschattenrechts

Man sieht hier zwar weiterhin den Übergang zwischen Schatten und Licht, jedoch sieht es nicht mehr nach strahlendem Sonnenschein aus. Ein bisschen Sonne außerdem darf ruhig bleiben, schließlich soll unser Bild ja später einen nebligen Morgen darstellen. Im oberen Bildteil darf also ruhig schon etwas Sonne durchkommen.

Da der Hintergrund nun weitestgehend vorbereitet ist, können wir endlich unseren Akteur ins Spiel bringen. Ich kopiere den Flamingo in unser Dokument und platziere ihn an der gewünschten Position. Nun male ich auf einer separaten Ebene mit rot entlang in den Raum hineinragender Flächen um den Fluchtpunkt des Bildes zu bestimmen. Anschließend verlängere ich den Flamingo mittels grüner Linien in Richtung Fluchtpunkt. Dort wo die grüne Linie die Mauer berührt, ziehe ich eine blaue Linie senkrecht nach oben, bis sie die zweite grüne Linie berührt. Die Länge der blauen Linie zeigt, wie groß der Flamingo wäre, wenn er direkt an der Mauer stehen würde. Das ganze Spiel mit Flamingo verschieben, skalieren und grüne sowie blaue Linien ziehen wiederholt man nun so lange, bis Größe und Position des Flamingos den eignen Vorstellungen vom Bildaufbau und realistischen Größenverhältnissen entsprechen.

mistyday_fluchtpunkt

Um eine Montage realistisch wirken zu lassen, benötigt der Vogel einen Schatten. Und genau den male ich daher auf einer neuen Ebene, die ich logischerweise unter die vom Flamingo setze, mit einem ganz weichen Pinsel und schwarzer Farbe. Anschließend reduziere ich die Deckkraft der Ebene um den Schatten abzuschwächen.

mistyday_schatten

Nun kommt das Wasser. Ich kopiere unsere Pfütze in das Dokument und nutze den bereits bekannten Fluchtpunkt, um das neue Bildmaterial perspektivisch korrekt zu transformieren. Der Ebenenmodus Hellere Farbe blendet mir den neuen Inhalt problemlos in mein Bild ein und ich kann auf einer Ebenenmaske nicht benötigte Teile einfach mit schwarzer Farbe “wegmalen”.

mistyday_pfuetze

Da Wasser gewisse reflektierende Eigenschaften besitzt ist es leider unabdingbar, dass unser Flamingo ebenfalls eine Spiegelung erhält. Da eine echte Spiegelung ja quasi von unten auf den Flamingo guckt, lässt sich diese nicht ganz so einfach erstellen; schließlich habe ich kein Bild aus einer unteren Perspektive. Außerdem steht das Tier ja im Wasser und daher müssen auch die Füße dementsprechend angepasst werden. Dies erledige ich, indem der Flamingo eine Ebenenmaske erhält, auf der ich mit einem harten schwarzen Pinsel den unteren Teil der Füße “entferne”; quasi den Teil der Füße, der unter Wasser ist. Insofern man bei einer Pfütze davon sprechen kann. Ihr seht aber, dass Ebenenmasken ausschlaggebend sind. Ich kann den Fuß auch mit dem Radiergummi bearbeiten. Entferne ich jedoch zu viel, ist es unwiederbringlich weg. Auf einer Ebenenmaske male ich mit weißer Farbe Dinge einfach wieder sichtbar.

Ich markiere nun die Beine mit einem Auswahlrechteck, kopiere sie auf eine neue Ebene und komme nicht am einfachen Spiegeln vorbei. Das geschieht über Bearbeiten → Transformieren → Vertikal spiegeln. Nun schiebe ich die Spiegelung so unter den vorderen Fuß, dass es so realistisch wie möglich aussieht. Die Ebene wird dupliziert und ich verschiebe sie so, dass der hintere Fuß passend steht. Und nun darf ausnahmsweise mal mit dem Radiergummi das jeweils verkehrte Bein wegradiert werden, denn nun haben wir jedes Bein auf einer separaten Ebene. Ist aber unnötig, also können wir nun beide Ebenen wieder zusammenfügen und die Spiegelung befindet sich nun an der richtigen Position.

mistyday_spiegelung

Wieder erstellen wir eine Ebenenmaske und lassen die Spiegelung mittels eines Verlaufs von Weiß nach Schwarz nach unten hin auslaufen. Abschließend senken wir die Deckkraft der Ebene auf ca. 40%, um unsere Spiegelung etwas abzuschwächen und voila, der Flamingo steht im Wasser.

mistyday_zwischenergebnis

So sieht es bisher aus und bevor ich der Lichtstimmung den finalen Touch verpasse, eventuell noch einige Bildbereiche genauer anpasse, möchte ich nun zunächst den Nebel generieren. Dafür erstelle ich mir eine neue Ebene und fülle diese mittels Bearbeiten → Fläche füllen mit einem 50%igen Grau. Diese graue Fläche wandelt mir der Filter Filter → Renderfilter → Wolken in etwas, das Wolken nur bedingt nahekommt. Wird diese Ebene nun jedoch mittels Bearbeiten → Frei transformieren auf sagen wir mal 300% in jede Richtung gestreckt, dann sieht das schon ganz nett aus.

Alles was über den Bildrand nun hinausragt wird abgeschnitten und anschließend ziehen wir den oberen Rand der Ebene bis knapp oberhalb der Pflanzen nach unten. Wir stauchen die Wolken also, weil sie nachher den Bodennebel darstellen sollen. Der Ebenenmodus Negativ multiplizieren blendet die Wolken passend ein und eine Reduzierung der Deckkraft auf 30% macht sie etwas transparenter. Auf einer Ebenenmaske malen wir nun mit einem großen weichen Pinsel die harte Kante am oberen Rand einfach weg und lassen den Nebel sanft ausblenden. Ich markiere nun mit dem Schnellauswahlwerkzeug (W) den oberen Teil der Beine und übermale diesen Bereich auf der Ebenenmaske des Bodennebels mit schwarz. Schließlich soll der Nebel nur über dem unteren Teil der Beine liegen. Durch seine Größe ragt der Flamingo oberhalb der Knie logischerweise aus dem Nebel heraus.

mistyday_bodennebel

Auf die gleiche Art wie eben erstelle ich mir zwei weitere Nebel-Ebenen. Diese werden jedoch nicht zu einem Bodennebel gestaucht, sondern liegen über dem gesamten Bild (nicht vergessen, nach dem Filtern die Ebenen zu strecken). Die erste Ebene soll den Nebel im Hintergrund darstellen, darum verschieben wir sie noch unter die Ebene mit der Spiegelung. Der Ebenenmodus wird wieder auf Negativ multiplizieren gesetzt und die Deckkraft auf 30% reduziert. Die zweite Ebene legen wir über alle anderen, ändern den Ebenenmodus, wählen hier jedoch eine Deckkraft von 85%. Mittels Farbverlauf auf der Ebenenmaske lassen wir diesen Vordergrundnebel nach oben hin schwächer werden.

mistyday_nebel

Nun kommen wir meiner Meinung nach zum schwersten Part eines Composings, dem Anpassen der Lichtstimmung. Ich fange hier mit der Vignettierung an, da ich diese aus meinen bestehenden Composings einfach herauskopieren und geringfügig anpassen kann. Im Prinzip handelt es sich um eine leere Ebene, auf die ich mit einem großen, weichen Pinsel mit geringer Deckkraft und schwarzer Farbe, die Vignette einfach aufmale.

Alles nun folgende passiert zwischen der oben liegenden Vignettierung und den Objekten, sprich Vogel und Nebel. Zunächst erstelle ich eine Einstellungsebene Schwarzweiß und wähle einen Blaufilter. Der Ebenenmodus Ineinanderkopieren gibt dem Bild etwas mehr Härte. Mittels Ebenenmaske schließe ich hier jedoch die Mauern an den Seiten aus und reduziere den Effekt insgesamt, indem ich die Deckkraft auf 50% herabsetze.

mistyday_bildstimmung1

Eine Einstellungsebene Farbbalance ist prima geeignet, um Farben zu verschieben und so eine Bildstimmung zu verändern. Durch eine Verstärkung von Cyan und Blau und dadurch eine Abschwächung der Rot- und Gelbtöne wirkt das Bild wesentlich kühler. Doch auch hier lassen wir mittels Ebenenmaske und Verlauf den Effekt nach oben hin auslaufen – dort soll man aufgrund des warmen Lichts bereits die aufgehende Sonne spüren – und schwächen den Filter ab, indem wir auch diese Ebene auf 50% Deckkraft setzen.

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Über eine Einstellungseben Farbton/Sättigung verringern wir die Farbintensität um 20%, das nimmt zusätzlich zur Farbbalance noch etwas Wärme aus dem Bild. Schließlich soll auch dieses Composing, passend zu den anderen, nicht knallbunt werden.

Zuletzt erstelle ich eine Einstellungsebene Gradationskurven und ziehe den unteren linken Punkt ein Stück nach rechts. Die Kurve wird dadurch steiler und das Bild ein wenig kontrastreicher. Da mir der Effekt einen Tick zu stark ist, reduziere ich auch hier die Deckkraft auf 50%.

mistyday_bildstimmung3

Und schon fertig, na wenn das nicht schnell und einfach war, dann weiß ich auch nicht 😉

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