tldr;
Kinder brauchen spezielle Kinderhelme, die eine kleinere Helmschale besitzen und die auf die Kopfform von Kindern angepasst sind. Kompatibilität mit Gegensprechanlagen (Intercoms) ist ein Sicherheitsfeature, das aber leider nirgendwo in der Produktbeschreibung auftaucht.
Im LS2 FF353J Rapid Mini habe ich einen tollen Helm für Kinder gefunden, der alles bietet, was mir bei einem Motorradhelm für Kinder wichtig ist.
Vor einigen Jahren musste ich mich das erste mal mit Kinder-Motorradhelmen auseinandersetzen, da ich meinen Sohn mit dem Motorrad zum Kindergarten bringen wollte. Erste Erkenntnis damals: Aufgrund des geringen Kopfumfangs benötigt man zwangsläufig einen Kinderhelm, da es “normale” Helme gar nicht in so kleinen Größen zu geben scheint.
Es mag ein wenig vorurteilsbehaftet erscheinen, aber ich vertraue mir unbekannten “Baumarkt-Anbietern” nicht besonders, was Sicherheit anbelangt – oder sagen wir es anders: Ich vertraue Herstellern, die auf die Produktion von Motorradhelmen spezialisiert sind, einfach mehr als Herstellern, die u.A. Helme herstellen 😉
Da es kein extrem hochpreisiger Hightech-Helm werden musste, bin ich bei einem LS2 FF392 gelandet, der mit 1250g relativ leicht ist, als Kinderhelm eine kleine Helmschale besitzt und unter 100,- € kostete.

LS2 als Hersteller
LS2 war mir im Vorfeld bereits als Hersteller bekannt, der mit einem sehr interessanten Preis-/Leistungsverhältnis versuchte, seinen Marktanteil noch weiter auszubauen. Ins Auge fielen mir hier stets das geringe Gewicht und das Material der Helmschalen. LS2 liefert hier bei einigen Modellen auch bei günstigen Modellen Carbon und/oder Fiberglas als Schalenmaterial, was nicht selbstverständlich ist. Auch mit dem Kundendienst hatte ich bereits Kontakt (war kein Produktfehler!) und – das hier ist kein gesponserter Beitrag, aber ich muss das hier einfach betonen weil mir damals wirklich großartig geholfen wurde – Shoutout an Herrn Hullmann vom Vertrieb. Vielen Dank nochmals für den Ersatz-Keder! Der Support von LS2 ist wirklich spitze!
Notwendigkeit einer Freisprecheinrichtung
Aber zurück zum Thema…
Als die Strecken länger wurden fiel immer wieder auf, dass mein Sohn und ich eine technische Kommunikationsmöglichkeit brauchten, da das über Zuruf auf dem Motorrad während der Fahr nicht unbedingt einfach ist und man nicht immer auf die nächste Ampel warten kann/sollte, um kurz Dinge abzusprechen. Letztendlich ist es für mich auch ein ganz klares Sicherheitsfeature, wenn ich meinen Sozius während der Fahrt fragen kann, ob alles okay ist – und das möglichst ohne mich umzudrehen, zu schreien und dann die Antwort doch nicht zu verstehen.
Erfreut stellte ich damals fest, dass der FF392 im Ohrbereich Aussparungen für die Lautsprecher einer Gegensprechanlage besitzt. Da ich in einem meiner Helme bereits ein Sena 20s verbaut hatte und mit dessen Sprachqualität extrem zufrieden war, war schnell klar, dass mein Sohn auch ein Sena bekommen sollte. Hier wurde es das SF2, das ein relativ simples Gerät darstellt und nicht nur mit den dicken HD-Lautsprechern, sondern auch mit besonders schlanken Lautsprechern daher kommt, was in einem beengten Kinderhelm natürlich äußerst sinnvoll ist!
Das Intercom kann dank des geringen Stromverbrauchs dieses Geräts die ganze Zeit aktiv sein, so dass mein Sohn meinen Haltegriff-Gürtel während der Fahrt nicht loslassen muss und wir uns permanent verständigen können – blöd, wenn einer niesen muss, aber dank konfigurierbarer Lautstärkebegrenzung auch keine Trommelfellvernichtung :-D.

Die Erkenntnis…
Zwar sabbelt mein Sohn mir während der Fahrt teilweise die Ohren ab, wir haben aber beide deutlich mehr Spaß und es gibt uns gefühlt auch einfach ein großes Plus an Sicherheit. Ich kann z.B.:
- fragen ob er müde ist
- welche Strecke er fahren möchte / welches Ziel wir ansteuern könnten
- ihm sagen das er im Kreisel doch bitte hinter mir kein Hang-off betreiben soll
- Überhol- und/oder Beschleunigungs-Überlegungen mitteilen
- ihn auf Wildtiere/Landschaft/Sehenswürdigkeiten hinweisen
- einfach in Ruhe von “Mann-zu-Mann” unterhalten 😀
- und vieles anderes
Es war klar, dass (für mich) ein Intercom ein absolutes Must-Have darstellt, wenn ich mit einem Kind auf dem Motorrad unterwegs bin.
Die Suche nach einem geeigneten Helm
Inzwischen ist das Kind gewachsen und der erste Helm zu klein. Zwar passen inzwischen auch “normale” Helme in XS oder S und auch dort gibt es teilweise Modelle, die um die 1200-1300 Gramm wiegen doch ist die Helmschale solcher Helme im Vergleich zu der von reinen Kinderhelmen viel zu groß (was daran liegt, dass die Hersteller meist nur zwei oder drei verschiedene Helmschalengrößen herstellen und dann mit dem Innenfutter die “Größe” festlegen), bietet also relativ viel Windangriffsfläche und auch das Innenfutter ist überhaupt nicht auf die Kopfform von Kindern angepasst.
Bitte lasst euch nicht dazu verleiten, einen kleinen Erwachsenenhelm zu kaufen, auch wenn das vom Kopfumfang her passt! Es war also klar, dass mein Sohn mit seinen sieben Jahren selbstverständlich noch einen speziellen Kinderhelm braucht … nur musste auch dort das Sena hinein und da beginnt das Problem.
In der besuchten Louisfiliale hatten sie nur ein Modell das passte, das aber nicht für den Einbau eines Intercoms geeignet war. Der Verkäuferin waren leider gar keine Modelle bekannt, die diese Option überhaupt bieten. In der besuchten Polo-Filiale gab es erst gar keine Kinderhelme und online findet man bei den zahlreichen Marktplätzen und Versandhändlern NIRGENDS in den Helmbeschreibungen einen Hinweis darauf, ob der Helm kompatibel mit einer Bluetooth-Freisprecheinrichtung ist (einzig HJC hat bei den kompatiblem Erwachsenen-Modellen im separaten Katalog auf der Herstellerwebsite einen Hinweis darauf versteckt) oder nicht.
Also schrieb ich alle Händler an, dass sie im Lager doch bitte einmal nachschauen sollten, ob die Helme eine Lautsprecher-Aussparung im Styropor besitzen – eine Antwort lies, wenn sie überhaupt kam, lange auf sich warten. Meine Partnerin telefonierte mit dem Hersteller-Support, der sie an Vertriebsmitarbeiter vermittelte der sich auch nicht sicher war usw…
Ich finde es absolut unverständlich wie so eine essentielle Funktionalität nicht erwähnt werden kann und selbst den Mitarbeitern im herstellereigenen Kundensupport vollkommen unbekannt ist. Bin ich denn der einzige, der darauf wert legt? Das kann ich mir ehrlich gesagt kaum vorstellen…
Also orderten wir eine ganze Menge an Kinderhelmen nur um das Futter zu entfernen und zu schauen, ob dort genügend Platz für ein Intercom ist.

LS2 FF353J Rapid Mini
So landeten wir letztendlich wieder bei einem LS2 und zwar dem aktuellen Motorradhelm für Kinder, dem FF353J Rapid Mini.
Im Gegensatz zum FF392, den es scheinbar nicht mehr gibt, ist das aktuelle Modell mit 1200g sogar 50 Gramm leichter und mir persönlich gefällt die Optik auch ein wenig besser. Lediglich der Bezug des Innenfutters erscheint mir ein wenig polyestermäßig, wohingegen das des FF392 irgendwie fester und dichter, irgendwie “stoffmäßiger”, war. Ich hoffe sehr, dass der FF353J der Qualität und dem Komfort des FF392 nicht nachsteht…
Im Großen und Ganzen habe ich ansonsten nur Verbesserungen festgestellt. Das Visier ist Pinlock-vorbereitet, die Lüftungsschieber sind besser bedienbar als beim Vorgänger und das Design gefällt mir, wie erwähnt, auch besser. Der Helm besitzt einen Ratschenverschluss – was ich für einen Kinderhelm eh bevorzuge – und es gibt passende Visiere in allen Tönungen und Farben. Wenn LS2 diesen Helm auch noch mit einer Fiberglas-Schale anbieten würde, dann müsste man sich weniger Gedanken um den Einfluss von Aufklebern oder Lacken auf den Werkstoff machen. So muss mein Sohn auf fancy Beklebungen leider verzichten – wobei es den Helm sogar in zwei Dekoren gibt, die hier im Haus aber nicht so gut ankamen … Geschmacksache halt.

Wenn es nach meinem Sohn geht, dann wäre es eh ein Carbon-Modell geworden. Hier könnte LS2 also noch mal richtig punkten 😉