Eigentlich bin ich nicht so der Fan von Panorama-Fotos. Sicher, der Detailgehalt lädt oft geradezu ein im Bild zu stöbern und manche Motive wirken erst, wenn sie in ihrer vollen Gänze abgebildet werden. Manchmal ist ein Panorama auch der einzige Weg, um etwas Großes, sei es ein öffentlicher Platz oder ein sehr großes Objekt, komplett auf ein Bild zu bekommen. Dennoch, der Punkt der mich hierbei trotzdem oft stört, ist folgender: Ich schaue mir Bilder gerne an und irgendwie tue ich mich bei Panoramas schwer.
Wie meine ich das? Als größerer Abzug oder als Poster an der Wand finde ich extrem breite Panoramen irgendwie unbequem. Zu breit nehmen sie furchtbar viel Platz weg, sind bspw. vom Papieraufwand beim Plotten eher teurer und einen passenden Rahmen zu finden ist nicht immer einfach, oder? In einer alltagstauglichen Breite ist die Bildhöhe dann wiederum so niedrig, dass es entweder blöd aussieht, oder ich mit der Nasenspitze am Bild stehe, um mir die Details anzuschauen. Am Monitor kann man sich das Panorama ja easy in voller Höhe betrachten, scrollt sich dafür aber nach links und rechts durch das Bild.
Für einen Fotowettbewerb habe ich mich vor Kurzem dem Thema Panorama seit langem mal wieder etwas angenähert und beim Blick auf die bisher eingereichten Bilder fiel auf, dass die Abbildung eines Panoramen als Kugel gerade ein kleiner Hype zu sein scheint. Nicht ganz so extrem, wie es vor ein paar Jahren vielleicht HDR/DRI war, aber so viele kleine Planeten sind mir in einer Bildgalerie früher zumindest noch nie aufgefallen. Die Idee an sich finde ich witzig und vor allem, sie macht das Panorama wieder bequem – händelbar sozusagen -, hat ein gutes Seitenformat, passt in einen Rahmen. Wie außerordentlich praktisch!
Ich habe mir die wenigen Bildreihen angeguckt, die ich in den letzten sieben Jahren fotografiert habe – es ist ja nicht so, dass ich Panoramen grundsätzlich nicht mag, ich schaue mir, insbesondere meine eigenen, nur sehr selten an – und wollte das zumindest mal ausprobieren. Die Panoramas lagen eh bereits fertig gestitcht in einer staubigen Ecke meiner Festplatte und so wählte ich ein 360°-Panorama aus meinem Island-Urlaub. Für einen groben Versuch reichte es, das fertige Bild in Photoshop lediglich durch den Filter Polarkoordianten zu jagen, um ein erstes Ergebnis zu sehen.
Wobei “lediglich” nicht korrekt ist. Wie man im Screenshot vielleicht sieht, steht das Bild auf dem Kopf. Einmal drehen muss man es vor dem Filtern also und das anschließende Aufpumpen zur Kugel, statt zum Ei, ist ein weiterer notwendiger Schritt. Beides ist aber mit wirklich wenigen Klicks erledigt und ging überraschend schnell.
Da ich bis dato nur eine einzige 360!-Rundumsicht in meinem Fundus hatte, habe ich es auch mit anderen Panoramas und kleineren Bildwinkeln versucht. Ich suchte nach Landschaftsaufnahmen auf denen der Himmel gut zu sehen war und wurde im Ordner mit den Fotos vom letzten Urlaub fündig. Es sind zwei Bilder des gleichen Motivs, von denen das eine mit 50.000 x 5.000 zwar mehr als ausreichend Details besitzt, ansonsten aber leider ziemlich nichtssagend und schlecht fotografiert ist. Zudem sind es gerade zwei Paradebeispiele, für die eingangs erwähnte Problematik. Das untere Panorama ist doch wohl eher einfach nur ein buntes Band. Gut, falls ich vorhabe irgenwann auszusteigen, mir den Flug in die Südsee aber nicht leisten kann, dann komme ich vielleicht auf die Idee, solche Bilder als Fototapete an die Wand zu hauen und mir im Wohnzimmer den Liegestuhl aufzustellen. Alles in allem ist das preislich aber mit einem Flug fast gleichzusetzen und das Feeling kommt so höchstwahrscheinlich auch nicht so wirklich auf.
Als kleine Schnellerklärung: Da die Bilder keine Rundumsicht sind, werden sie höchstwahrscheinlich an den Bildrändern nicht zusammenpassen. Um das zu fixen, erweitere ich die Arbeitsfläche in eine Richtung, kopiere mir einen breiten Streifen der anderen Seite und lege ihn passend an. Mit kleinem Zupfen an den Bildecken des eigentlichen Bildes (das Formgitter in Photoshop CS6 ist da ein dickes fettes Plus für Adobes Grafikwerkzeug) kann man den Rand nun anpassen, den Horizont zur Bildmitte hin aber unangetastet lassen. Passt alles, löscht man den kopierten Streifen wieder und hat ein 180!-Panorama, das auch als Kugel halbwegs passt. In der fertigen Kugel wird man die Nahtstelle noch erkennen, überlagert man an dieser Stelle Kopien von anderen Bereichen des dann schon fertigen Planeten, lässt sich dieser kleine Schönheitsfehler jedoch schnell verstecken. Da das für mich gerade eh nur eine kleine Spielerei darstellt, muss es dann auch nicht ganz so perfekt daherkommen.
Viel interessanter fand ich es dabei zu lernen, wie sich durch das starke Verzerren der Abstand von Objekten zu den Bildrändern auf meine Kugel auswirkt. Die beiden gezeigten Panoramas sind vom Motiv her gleich, von der Bildaufteilung jedoch nicht und so waren auch die Ergebnisse deutlich verschieden. Während die Kugel des mittig arrangierten Panoramas eher gesittet daherkommt, wirkt das Ergebnis aus dem breiteren Ursprungsbild, bei dem die Häuschen bis an den Bildrand reichen, schon fast karikaturenhaft, wie in einem Cartoon. Ich habe das Buch Der kleine Prinz nie gelesen, musste aber unweigerlich an das Titelbild denken und ich glaube, da werde ich mit den für mich neu entdeckten Little Planets noch eine Menge Spaß haben. Warum ein Panorama nicht einfach mal für ein Portrait nutzen?
Hier noch schnell das Ergebnis mit dem Rundumblick aus Island als Grundlage, dass mich daran erinnert, das nächste mal sowohl Nadir als auch Zenit zu fotografieren.