Auf der windeirischen Hocheben soll es eine besonders große Raupenart (raupus gigantus dracensis) geben, die trotz ihres bizarren äußeren und der zunächst ungewohnten Größe, eindeutig zu den friedlichen Lebensarten gezählt werden können.
In den windigeren Jahreszeiten – und die scheinen, so sagt man zumindest, auf der Hochebene irgendwie hauptsächlich vertreten zu sein – kann man diese haarigen, stets auf ihr äußeres Erscheinungsbild achtenden Wesen, dabei beobachten wie sie Drachen steigen und nicht nur den gesamten Boden, sondern auch den Himmel zu einem wuselnden Raum, voller Leben werden lassen.
Während einige Wissenschaftler der festen Überzeugung sind, die Raupen wärden sich lediglich der Kraft des Windes bedienen, um, von den Drachen getragen, große Strecken über das Plateau kraftsparend und schnell zurückzulegen, so gehen Biologen davon aus, dass es sich um den geprägten Wunsch, vorzeitig, sprich vor Erreichen des Schmetterlingsstatus, den Luftraum zu erobern, handelt.
Eine kleine Gruppe von Philosophen hingegen ist der festen Überzeugung, dass die Raupen ihre Drachen lediglich zum Zeitvertreib und aus Freude an den bunten Farben steigen lassen.
Aufgrund der sehr komplexen Raupensprache, bei der mit allen Füßen gleichzeitig gestikuliert wird, konnte leider noch nicht expliziert geklärt werden, was genau Ursache dieses seltsam anmutenden Verhaltens ist.
Ungeklärt ist zudem die Frage, woher die Raupen ihre Drachen beziehen, da weder auf der Hochebene Drachenläden existieren, noch Raupen beim Einkauf in angrenzenden Gebieten beobachtet werden konnten.
Angesichts der Tatsache, dass ich inzwischen mein drittes Composing fertiggestellt habe, möchte ich mal etwas zu der Entstehung von einem solchem Bild schreiben.
Viele Künstler behaupten – und ich zweifel nicht (kaum) an dem Wahrheitsgehalt -, ein Werk vorab im Kopf zusammenzubauen und erst wenn diese Vorstellung zu 95% gefestigt ist, macht man sich an die Umsetzung. Das heißt, es steht immer eine fertige Idee hinter einem Projekt, was, das gebe ich zu, die Umsetzung mitunter wesentlich erleichtern kann.
Scheinbar habe ich diesen Anspruch nicht an mich; wobei ich hier ganz klar feststellen möchte, dass ich mich auf gar keinen Fall als Künstler betrachte. Dafür maße ich mir auch nicht an, besser zu sein als meine Mitmenschen. Gestern bspw. lief im Fernsehen eine Reportage bei der es u. A. um Michael Wendler ging, der sich selbst als Der Wendler bezeichnet.
Ich meine, irgendwie ‘ne coole Sau, oder? Vielleicht ist es doch ganz geil Künstler zu sein und von sich selbst in der dritten Person zu sprechen. Das übt einen gewissen Reiz auf mich aus und vielleicht sollte ich es mal ausprobieren. Irgendwie befürchte ich jedoch, dass es sicherlich zu Missverständnissen kommen kann, wenn ich mich selbst als Der Schrader bezeichne. Bei diesem Thema muss ich irgendwie an die Arztszene in Der Millionör von Autor Thommy Jaud denken … sehr lustig!
Aber nun bin ich doch deutlich vom Thema abgekommen. Also, zusammengerissen und weitergemacht.
Man behauptet und dazu gehöre ich selbst, dass ein Bild eine Aussage besitzen soll und hierbei ist es natürlich von Vorteil, wenn diese Aussage bereits existiert, bevor man sich an die Umsetzung macht. Es ist aber auch nicht tragisch, wenn diese Aussage erst während dem Fertigungsprozess entsteht. Vielleicht enthält ein Bild auch gar keine Aussage, lässt durch seine Art aber viel Interpretationsspielraum, so dass jeder etwas in diesem Bild sehen kann.
Nehmen wir mal das Bild Bad Day als Beispiel.
Aufgrund der Tatsache, dass hier eine bedrohte Tierart einsam in einer lebensfeindlichen, nicht natürlichen und vor allem absolut unpassenden Umgebung in einem extremen Unwetter steht, könnte man in dem Bild etwas zum Thema Artenbedrohung, möglicherweise Klimawandel und Einsamkeit sehen (das sind die Dinge, die ich mit dem Bild assoziiere, wenn ich es betrachte). Andererseits kann man auch einfach eine Szene sehen, in der Pingu einfach voll angearscht ist, um es mal ganz salopp auszudrücken. Ein Bild wo einem das arme Vieh vielleicht leid tut, bei dem man aber trotzdem lachen kann. Vielleicht ja auch, weil man es endlich mal nicht selber der Angearschte ist…
Als ich dieses Bild gebastelt – als Künstler müsste ich jetzt wohl komponiert schreiben – habe, wurde immer ein Schritt nach dem anderen gemacht und weiter wurde auch nicht gedacht.
Erst ging es lediglich um die Erstellung einer Landschaft, Dann wurde aus rein bildästhetischen Gründen ein Hintergrund eingebaut. Da viele “Fotografen” solche surrealen Landschaften als Hintergrund für Personenaufnahmen verwenden, setzte ich ein Modell in diese Umgebung. Da ich das Bild weiter fällen wollte und es mir zu farblos erschien, kam das Laub dazu – wobei ich das einerseits passend zu den Bäumen im Hintergrund wählte, andererseits auch, weil ich es direkt vor der Tür fotografieren konnte. Das nächste Bildelement wurde also einfach passend zum bisherigen Bild gewählt.
Das ganze sah nun nach einer ziemlich toten Umgebung aus, in der man sich in der Realität sicherlich nicht wohlfühlen würde. Um diese Stimmung zu verstärken und um Pingus Lage zu verschlimmern (frei nach dem Motto: Wenn schon beschissen, dann richtig!) musste das Tier in einem heftigen Regen stehen und da nun das Bild oben zu viel freien Raum bot, musste zwangsläufig etwas eingebaut werden, dass diesen leeren Raum fällt. Dieser Lückenfüller musste natürlich zum restlichen Bild passen und die bestehende Stimmung möglichst auch noch verstärken. Als Konsequenz konnte ich da einfach nur Blitze einbauen!
Und schon war das Bild fertig. Nachgedacht wurde nie großartig; das ganze Ding war in einer erstaunlichen Geschwindigkeit zusammengesetzt – ich glaube, das Ablichten des Laubs hat noch mit am längsten gedauert.
Im Gegensatz zu meinem ersten Composing, das komplett spontan zusammengesetzt wurde, existierte bei meinen folgenden Bildern eine Grundidee zur Landschaft … das war’s aber auch schon. Erst als die Landschaft stand, wurde überlegt, welches Tiermodell (darauf hatte ich mich immerhin festgelegt) ich wie in das Bild hineinsetze. Entscheidend war hier, was ich als Bildmaterial in meinem Archiv vorfand.
Das aktuelle Bild Windy Day entstand folgendermaßen: (ich mach’s auch kurz).
Bisher hatte ich in allen Bildern eine Witterung, die gestaltend wirkte und vor allem das Bild voller, lebendiger, was weiß ich wirken ließ. Nach Regen und Schnee ist es schon schwieriger, etwas derartiges darzustellen; aber nicht unmöglich. In diesem Fall wollte ich gerne Wind als grobes Thema umsetzen und damit die Jahreszeit Herbst. Zudem gefiel mir der Baum aus der Montage Cold Day ausgezeichnet und ich bedauerte es damals sehr, den im Baum verfangenen Drachen hinausretuschieren zu müssen, da damals der rote Fleck zu viel Aufmerksamkeit auf sich zog.
Die Landschaft wurde aus bestehenden Composings zusammengesetzt. Das Laub aus Bad Day passte hervorragend zum Thema, wurde dieses mal ohne die Pflastersteine integriert. Den Himmel konnte ich komplett übernehmen, da er in den vorherigen Composings durch Regen oder Schnee überdeckt war. Die Vignette ließ sich ebenso einfach aus einem alten in das neue Projekt hinüberziehen.
Da der Himmel zu viel freie Fläche bot, die ich ja noch nicht mal mit einem Niederschlag fällen konnte, wurde er hier passend zum Herbst mit bunten Drachen gefüllt.
Die Wahl des Modells war dieses mal relativ schwer. Zwar hatte ich schon vorzeitig Tiere freigestellt, um sie später für derartige Sachen verwenden zu können, irgendwie passten die jedoch alle nicht ins Bild, oder ich hatte eine andere Bildidee, bei der ich sie irgendwie verwenden wollte (auch ich habe ab und zu also bereits im Voraus eine Bildidee, wenn auch nur eine grobe).
Letztendlich entschied ich mich dann für zwei Fotos, die ich mal von einer Raupe gemacht hatte und freue mich im Nachhinein über die Wahl, da sie einfach verrückt ist. Die letztendliche Größe der Raupen im fertigen Bild wurde dann aber doch mehrfach verändert, bis ich zufrieden war.
Zwar konnte ich mir fehlende Menschen noch dadurch erklären, dass es ja eine surreale Landschaft sei, irgendwie störte mich jedoch, dass die Drachen einfach so flogen; außerdem fand ich es cool, beim vorderen Drachen die Leinen noch im Bild zu haben. Da musste also jemand sein, der die Drachen führt. Die Idee, die Drachen von den Raupen stiegen zu lassen, war totale Blödelei, ohne die es manchmal einfach nicht geht. Und Zack, fertig war das Bild!
Wie schon erwähnt, habe auch ich schon ganz spezielle Bildideen in meinem Kopf. Allerdings fehlen mir fßr die Umsetzung noch Ausgangsbilder; die ich irgendwann mal machen werde. Auch ich kann also ein Konzept erstellen, wirklich notwendig scheint das jedoch nicht zu sein. Wichtig ist, dass man mit Spaß an der Sache dabei ist; Ideen hat und diese halbwegs vernünftig mit dem Bildbearbeitungsprogramm umsetzen kann und natürlich eine Kamera besitzt, um Ausgangsmaterial nicht teuer über Stockagenturen kaufen zu müssen.